Landschaftsfotografie: Erste Schritte

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Einige Gedanken und Ideen zu besseren Landschaftsfotografien durch gezielte Wahl von Motiv, Ausschnitt, Komposition, Objektiv und Bearbeitung.

Seit ein paar Wochen ver­su­che ich immer mehr Fotos, die mehr Über­blick bie­ten als meine bis­he­rige Per­spek­ti­ven. Immer mehr richte ich mein Auge auch auf gesamte Land­schaf­ten und nicht nur auf die Details, wie ich es sonst so liebe. Aber Land­schafts­fo­to­gra­fie ist nicht nur »Kamera hin­hal­ten und drauf drü­cken«, denn, wie man z.B. bei Mar­tin sieht, unter­schei­den sich gute Fotos doch sehr stark von die­sen Schnapp­schüs­sen. Ich habe in den letz­ten Wochen mir teils ziem­lich inten­siv dar­über Gedan­ken gemacht, wie ich zu bes­se­ren Auf­nah­men mei­ner Lieb­lings­land­schaf­ten kom­men kann, und möchte euch hier einen klei­nen Über­blick bie­ten.

Das Wich­tigste, das Motiv

Photo 'The Fields Energy' by Pascal Hertleif

Im Ver­trauen auf Pho­to­shop ste­hen viele Foto­gra­fen vor ihrem Motiv, schauen kurz durch den Sucher und drü­cken ohne groß Nach­zu­den­ken ab, »den Rest mach ich zu Haus«. Ganz im ernst, so geht es mir auch viel zu oft. Aber sta­tis­tisch gese­hen schaf­fen es sol­che Fotos bei mir so gut wie nie.

Was ein Foto von eine Schnapp­schuss unter­schei­det ist vor allem die Kom­po­si­tion[1], das bewusste Ver­wen­den der Tech­nik und die Inten­tion eines Fotos. Mit Inten­tion meine ich hier nicht das Ziel eines »Erin­ne­rungs­fo­tos«, son­dern viel mehr das Über­mit­teln von Emo­tio­nen, Ein­drü­cken und Aus­sa­gen, die einen Betrach­ter das Foto erle­ben las­sen.

Photo 'The Lonely Tree' by Pascal Hertleif

Was dabei beson­ders bei der Land­schaft wich­tig ist, ist der Bild­in­halt. Da weit­läu­fige Land­schaf­ten nor­ma­ler­weise auch mit einem mög­lichst star­ken Weit­win­kel Objek­tiv auf­ge­nom­men wer­den (um eben mög­lichst viel Land­schaft ein­zu­fan­gen), kann es sehr schnell pas­sie­ren, das viel zu viel auf dem Bild ist.

Bei mei­nem Foto »The Lonely Tree« (das direkt hier­über) war z.B. die Szene alles andere als ein ein­sa­mer Baum. Direkt vor dem Baum ver­läuft ein klei­ner Gra­ben (ein aus­ge­trock­ne­ter Bach) und rechts dane­ben ste­hen drei wei­tere Bäume. Wären diese Sachen aber alle noch auf dem Foto, käme der Baum vor den Wol­ken so nie zum Aus­druck.

Und wo finde ich die pas­sen­den Motive?

Drau­ßen. Defi­ni­tiv. Ich habe lei­der noch keine For­mel gefun­den, um anhand von Geo-Koor­di­na­ten die idea­len Land­schaf­ten aus­fin­dig zu machen, des­halb bevor­zuge ich es momen­tan noch, ein­fach so mit dem Rad und Foto­ruck­sack durch die Gegend zu fah­ren und dort anzu­hal­ten, wo ein gutes Foto lau­ern könnte. Ist man spe­zi­ell auf Fotos von Fel­dern oder Bäu­men aus, hat man natür­lich schon einen Vor­teil und weiß, wo man suchen muss, aber viel zu oft über­sieht man bei die­sen Suchen auch viele mög­li­che Motive. Alles in Allem hilft wohl nur: Augen offen hal­ten!

Aber ohne Bear­bei­tung geht trotz­dem nichts

Die meis­ten Fotos, die direkt aus mei­ner Kamera kom­men, sind alles andere als fer­tig. Neben der typi­schen RAW-Ent­wick­lung spie­len für mich bei Land­schafts­fo­tos auch noch viele andere Aspekte eine Rolle, ohne die meine Fotos ehr­lich gesagt nicht ein­mal halb so gut erschei­nen. Wie für Ansel Adams (siehe) ist für mich das Nega­tiv bzw. die RAW-Datei[2] nur ein Zwi­schen­schritt zum fer­ti­gen Bild, der Grund­stein aber nicht Alles des fina­len Fotos ist.

Photo 'On The Path' by Pascal Hertleif

Für mich spie­len dabei vor allem die Illu­sio­nen eine Rolle, die in dem Foto zu fin­den sein müs­sen. Wie oben schon erwähnt sol­len meine Fotos Emo­tio­nen, Ein­drü­cke und Aus­sa­gen über­tra­gen, aber nur mit visu­el­len Mit­teln ist das nicht ganz so ein­fach, wie im rea­len Leben. Des­halb bleibt einem Foto­gra­fen am Ende doch nur das Licht, also die Hel­lig­keit und deren Ver­lauf bzw. Ver­tei­lung, die Per­spek­tive und die Farbe, sofern das Foto denn far­big ist. Und die (digi­tale) Nach­be­ar­bei­tung bie­tet ideale Mög­lich­kei­ten, genau auf eine Ver­bes­se­rung die­ser Illu­sio­nen hin­zu­ar­bei­ten.

Ande­rer­seits kann man durch geschick­tes Post-Pro­ces­sing seine Bil­der auch noch stark mani­pu­lie­ren und ihnen somit viel eher einen noch stär­ke­ren Aus­druck geben (wobei man es auch wie­der nicht über­trei­ben darf). Bei dem Foto «Drea­m­ing Of Sum­mer« (wei­ter unten) z.B. hatte ich als Grund­lage ein neu­tral belich­te­tes, lang­wei­li­ges Foto mit einem kaum zu erken­nen­den Schär­fen­ver­lauf. Die oben genann­ten Illu­sio­nen Per­spek­tive/​Raum sowie Licht­ver­tei­lung waren kein Pro­blem, aber der Flair eines war­men Som­mer­ta­ges, den ich ja aus­drü­cken wollte, kam kei­nes­wegs so rüber. Meine Lösung war hier ein­mal ein ziem­lich über­trie­be­ner Weiß­ab­gleich (10.000K), und eine in Pho­to­shop hin­zu­ge­fügte Unschärfe zum Rand hin mit etwas Vigent­tie­rung.

Zuviel fürs Kit?

Photo 'Dreaming Of Summer' by Pascal Hertleif

Aktu­ell mache ich meine Land­schafts­fo­tos gene­rell mit mei­nem Kit-Objek­tiv 18–55mm (das alte, ohne IS), da es mir mit 18mm×1,6 den meis­ten Weit­win­kel bie­tet. Doch den Preis des Objek­tivs sieht man den Bil­dern bei genauem Betrach­ten wirk­lich an. Nicht bei 500px, kaum bei 1024px, aber bei Ori­gi­nal­größe doch sehr deut­lich. So bie­tet es mei­nes Erach­tens nach auch stark abge­blen­det (Blende 8 und mehr, wie es für Land­schafts­fo­tos sein sollte), immer noch nicht den Kick an Schärfe, der den Fotos unter Umstän­den wirk­lich hel­fen könnte. Des­halb schaue ich mich zur Zeit im Weit­win­kel-Zoom-Bereich etwas genauer um, jedoch mit dem Gedan­ken, mit der nächs­ten Kamera mög­lichst auf Voll­for­mat umzu­stei­gen.

Fazit

So, das waren im Gro­ben etwa die Sachen, die ich bei mei­nen Land­schafts­fo­tos ver­su­che anzu­wen­den. Ich hoffe, ich konnte euch einen klei­nen Ein­blick in die The­ma­tik geben! Aber weil alles theo­re­ti­sche Gerede nicht so viel sagen kann, wie ein paar wirk­lich gute Bil­der, sind meine heu­ti­gen Emp­feh­lun­gen Mar­tins Land­schafts­fo­tos, Kevin Days Fotos (espe­cially his fri­end, the dead tree) und meine Favo­ri­ten bei Flickr!


  1. Es gibt einige gestal­te­ri­sche Richt­li­nien und Regeln, an die man sich hal­ten kann. Pro­blem ist dabei jedoch, dass das Bre­chen die­ser Regeln auch als Gestal­tungs­idee ver­stan­den wer­den kann. Hilf­rei­che Links: Wie Mar­tin Bäume foto­gra­fiert und spe­zi­elle Infos zum Gol­de­nen Schnitt.

  2. Mei­ner Mei­nung nach steht es außer Frage, dass ich RAW für alle meine Fotos ver­wende, und nicht das von der Kamera gene­rierte JPEG. RAW-Dateien sind für mich wie Nega­tive, wo ein­fach alle Infor­ma­tio­nen drin sind, die meine Kamera spei­chern kann. JPEGs zu bear­bei­ten ist dage­gen wie das Zurecht­schnei­den von Abzü­gen.