So mit der Zeit…

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Wie ich letztens schon einmal beschrieben hab, kann man immer wieder bei sich selbst eine Entwicklung in eine bestimmte Richtung erkennen, hin zu etwas Neuem, weg von Altem. Und da 2009 jetzt schon ganz gut angefangen hat, möchte ich heute einen ganz persönlichen Rückblick machen über meine Fotografie im Laufe der Zeit.

Wie ich letz­tens schon ein­mal beschrie­ben hab, kann man immer wie­der bei sich selbst eine Ent­wick­lung in eine bestimmte Rich­tung erken­nen, hin zu etwas Neuem, weg von Altem. Und da 2009 jetzt schon ganz gut ange­fan­gen hat (vgl.), möchte ich heute einen ganz per­sön­li­chen Rück­blick machen über meine Foto­gra­fie im Laufe der Zeit. Und wenn dir das hier zu viel Text ist: Es reicht auch, wenn du dir nur die Bil­der anschaust!

Um eins vor­weg zu neh­men: Natür­lich sind meine aktu­el­len Fotos bes­ser als die vor zwei Jah­ren. Das liegt vor allem an die­sem Moment, wo mir klar wurde, dass ich nicht ein­fach nur Schnapp­schüsse machen will, die mir etwas sagen, son­dern meine Fotos und deren Bedeu­tung an alle Men­schen gerich­tet sein soll. Ich weiß nicht wie man das nennt, aber es gibt einen Begriff (in der Päd­ago­gik, wenn ich mich nicht täu­sche) für die Ent­wick­lung von einem selbst (innen) hin zu sei­nen Mit­men­schen (außen)[1]. Das ist in etwa auch meine Ent­wick­lung.

Ins­ge­samt möchte ich vier Fotos von mir zei­gen/​bespre­chen, von Juni 2007, von Januar 2008, von Juli 2008 und von Dezem­ber 2008 (weil ich Januar 2009 noch keine Fotos gemacht habe). Kurze Vorab-Info aber noch: Mein foto­gra­fi­scher Stil hat sich zwar im Lauf der letz­ten 1,5 Jah­ren gewan­delt, ich greife aber nur auf meine Fotos bei Flickr zurück, und diese habe ich Mai 2008 erst hoch­ge­la­den und nach mei­nen dama­li­gen Kri­te­rien aus­ge­wählt.

Beach (by Pascal Hertleif)
Beach

Die­ses Foto habe ich vor 1,5 Jah­ren sehr aus­drucks­voll »Beach« genannt und es zeigt auch genau das: Eine Strand­land­schaft. Ich bin immer noch ver­dammt stolz auf diese Auf­nahme, weil sie nicht nur in den ers­ten Tage mit mei­ner Canon 400D ent­stan­den ist, son­dern auch der erste Urlaub war, in dem ich bewusst nicht nur Erin­ne­rungs-Fotos machen wollte. Das Foto an sich über­zeugt mei­ner Mei­nung nach vor allem durch das Motiv und die Bild­auf­tei­lung, aber das ist natür­lich äußerst sub­jek­tiv. Rück­bli­ckend finde ich die Wahl des Hori­zonts in der Mitte (bewirkt rela­tiv ruhige Stim­mung), die Posi­tio­nie­rung des Men­schen etwa im gol­de­nen Schnitt und den Über­gang von Meer zu Strand in etwa sel­bem Abstand zum Hori­zont wie oben die Wol­ken zu die­sem doch schon ziem­lich pas­send.

Nur, man muss ja ehr­lich blei­ben, habe ich auf all das beim Blick durch den Sucher nicht geach­tet, denn das Motiv war für mich gut genug, um es das Foto auch gut sein zu las­sen, also habe ich kurz durch den Sucher geschaut und genau ein Foto gemacht. Und tech­nisch ein­wand­frei ist auch anders, denn in 1:1 Ansicht erkennt man ziem­lich gut, dass 1/​125s hier ein­deu­tig zu wenig und f/​22 viel zu viel war, der Fokus liegt zudem nicht auf der Per­son unten links son­dern irgendwo in den Wol­ken, was dem an sich guten Motiv schon wie­der viel nimmt. Ich muss sagen, ich war wirk­lich noch nicht son­der­lich ver­traut mit der Kamera, und darf schon glück­lich sein, dass so etwas raus­ge­kom­men ist! Auch inter­es­sant finde ich übri­gens auch die Fotos, die ich etwa einen Monat spä­ter gemacht habe (siehe hier), der Unter­schied ist nicht nur an den Moti­ven ziem­lich erheb­lich.

Photo 'Waiting For Dusk In Line' (by Pascal Hertleif)
Wait­ing For Dusk In Line

Das nächste Foto ist vom 12. Januar 2008. Zu die­ser Zeit hatte ich im Prin­zip die selbe Aus­rüs­tung wie heute. Dezem­ber 2007 habe ich mein Tokina ATX 2,8/​100 Makro gekauft, im Januar mei­nen Goril­la­pod und einen Pol­fil­ter. Seit dem habe ich (außer einer 16GB CF-Karte) nichts mehr ange­schafft für meine Kamera. Will sagen: Die Tech­nik habe ich seit einem Jahr nicht ver­bes­sert, maxi­mal deren Ein­satz.

An dem Foto fal­len mir spon­tan zwei Sachen auf: Wie ganz viele Foto aus die­ser Zeit zei­gen sie wenig, im Sinne von wenig Flä­che/​Raum (die­ses Foto habe ich z.B. mit 200mm, sprich: 320mm auf Klein­bild, auf­ge­nom­men). Und das Foto hat einen geziel­ten Schärfe-Ver­lauf (Fokus auf dem ers­ten Vogel, die ande­ren aber noch rela­tiv scharf, Hin­ter­grund nicht erkenn­bar), sowie einen Auf­bau, in dem der vor­dere Vogel in einem Schnitt­punkt des gol­de­nen Schnitts befin­det und sich das Gelän­der bzw die Vögel nach hin­ten ent­ge­gen der Blick­rich­tung fort­set­zen, wodurch mit genug Fan­ta­sie eine Art von Span­nung auf­ge­baut wird.

Aus heu­ti­ger Sicht würde wahr­schein­lich den gan­zen Aus­schnitt um etwa die hälfte des Bil­des nach links bewe­gen, sodass die Vögel nicht mehr kom­plett zu sehen sind (aber zu erah­nen!) und man etwas mehr Frei­raum hat, sich vor­zu­stel­len, wor­auf sie gucken.

Photo 'Beautiful Loneliness' (by Pascal Hertleif)
Beau­ti­ful Lone­li­ness

Ein hal­bes Jahr spä­ter im Juli 2008 gab es einen ähn­li­chen »Bruch« in mei­nem Stil, teil­weise bedingt durch mei­nen Som­mer-Urlaub, der jetzt 100% den Anspruch erfül­len sollte, dass ich dort einen Hau­fen guter Fotos machen kann, und ande­rer­seits, weil ich mich wie­der »dem gro­ßen Gan­zen« widme, oder es mir zumin­dest so denke, also wie­der Land­schaf­ten foto­gra­fie­ren will. Das passt natür­lich ziem­lich gut zu den Gege­ben­hei­ten in Bay­ern[2].

Neben den Moti­ven habe ich vor allem ver­su­che, bewuss­ter an die Sze­nen her­an­zu­ge­hen, Per­spek­ti­ven aus­zu­wäh­len und meine Sicht­weise zu erfas­sen. Und ich habe ver­dammt viel aus­pro­biert. Was dabei nicht zu ver­nach­läs­si­gen ist, ist die Tat­sa­che, dass ich (durch die Beta von Light­room 2 dazu moti­viert) ange­fan­gen habe, Fotos bewusst nach­zu­be­ar­bei­ten, um ihre Wir­kung zu unter­strei­chen, oder ihnen eine ganz andere Wir­kung zu geben. Das obige Foto bei­spiels­weise gibt es auch in die­ser Ver­sion.

Photo 'God Of Trees' (by Pascal Hertleif)
God Of Trees

Mit den Fotos von Dezem­ber 2008 ist es etwas schwie­rig. Ich war aus den übli­chen Grün­den (»kalt«) viel zu wenig drau­ßen, um Fotos zu machen, und hab des­halb bis kurz nach Weih­nach­ten ent­we­der Weih­nachts­mo­tive im Haus foto­gra­fiert (z.B.) oder »alte« Fotos nach­be­ar­bei­tet. Alte Fotos? Nicht ganz, näm­lich eigent­lich genau die Fotos aus dem vori­gen Abschnitt, also Fotos vom Som­mer 2008. So hab ich sozu­sa­gen mit einer ande­ren Sicht­weise ein paar alte Freunde wie­der­be­lebt (wie die­sen hier) und fer­tig für die Welt gemacht. Die eben noch ange­spro­chene Nach­be­ar­bei­tung habe ich dabei ziem­lich auf die Spitze getrie­ben (wie hier, das Ori­gi­nal war mal sehr anders).

Aber Ende des Jah­res habe ich mir dann noch ein­mal etwas neues ein­fal­len las­sen, und mich ziem­lich inten­siv mit einer Wiese in mei­ner Nähe aus­ein­an­der gesetzt (wobei ich beson­ders Wert auf die Kom­po­si­tion der ein­zel­nen Ele­ment gelegt habe, und mich zudem mal an Pho­to­shop heran getraut habe (vgl.: mehr Pho­to­shop, Wie­sen-Foto-Set).

Alles in allem eine span­nende Ent­wick­lung wie ich finde[3], ich bin echt schon gespannt, was ich nächs­tes Jahr um die Zeit so von mir selbst sehen und den­ken kann!


  1. Wobei ich aber klar stel­len möchte, dass es natür­lich einen Unter­schied gibt, ob man mit sei­nen Fotos alle Men­schen anspricht und sie auch allen zur Ver­fü­gung stellt oder es so macht wie einige große Künst­ler und die Werke erst (durch Zufall) nach dem eige­nen Tod berühmt wer­den. Durch Letz­te­res hat man zwar im All­tag mehr Ruhe und muss sich nicht danach rich­ten, wel­che Art von Kunst sich gerade gut ver­kauft, man hat aber auch effek­tiv den Nach­teil, dass man durch seine Kunst gar nichts ver­dient und arm und unbe­kannt bleibt. So ist das Leben.

  2. Wobei ich auf der Mainau auch »mal eben so« 750 Makro-Auf­nah­men gemacht habe. Aber die Mainau ist ja auch nicht in Bay­ern.

  3. Und ich finde es ehr­lich gesagt umso span­nen­der, weil ich immer wie­der Sachen über mich her­aus­finde, die ich selbst nicht gewusst habe… Bald bin ich bei mei­ner Selbst-Betrach­tung viel­leicht sogar in der Gegen­wart ange­langt…